Im Mai wurden vorerst die letzten selbstaufgezogenen Äschen aus unserer vereinseigenen Fischzucht unter der Leitung von Kassier Joe Huber – welcher sich in der vergangenen Zeit intenisv mit der Aufzucht Äschen beschaftigt und weitergebildet hat – in den Alterbach ausgewildert.
Grund für Einstellung unseres Äschenprojektes ist die überproportionale und völlig unkontrollierte Ausbreitung des Fischotters in unseren Gewässern.
24 Jahre lang galt unser Projekt zur Wiederansiedelung und Stabilisierung des Äschenbestandes in der Salzach und Nebengewässern als Vorzeigeprojekt.
Wir Fischer sind Natur- und Tierschützer und wollen keine Tierart – weder den Fischotter, den Graureiher, Kormoran usw. – ausrotten. Jedes Wildtier, auch der Fischotter, hat seine Daseinsberechtigung – das steht überhaupt nicht zur Debatte. Damit weder die Fischbestände noch der Fischotter verschwinden, brauchen wir dringendst ein funktionierendes Ausgleichssystem aus Prävention und kontrollierter Entnahme.
Problemlösungen ohne konstruktive bzw. alternative Vorschlägen oder das Ausschöpfen aller rechtlichen Mittel allein um das Verfahren bzw. Hilfsmaßnahmen in die Länge zu ziehen oder auch ein permanentes Verzögern aller Regulationen durch Beschwerden und Einsprüche – all das scheinen aktuell von naturschutzverbänden die Strategien der Wahl zu sein um zufriedenstellende Lösungen zu verhindern. Niemand stellt das Rechtssystem an sich in Frage – jeder sollte seine Rechte geltend machen können, aber es sollte der Sache an sich dienlich sein. Solche Verzögerungstaktiken, bis die „lästigen“ Fischer das Handtuch schmeißen, scheinen nun auch ganz oben in der Politik angekommen zu sein.
Jetzt hat man es also geschafft, dass Salzburgs größter und ältester Fischereiverein aufgibt und seinen unermüdlichen und ehrenamtlichen Einsatz einer nachhaltigen Bewirtschaftung für die Wiederansiedelung und Stabilisierung unseres heimischen Fischbestandes nach fast einem viertel Jahrhundert einstellen muss.
Aber es ist doch gar nicht weiter schlimm, wenn wir und die nächsten Generationen in leere Gewässer blicken und einst heimische Fische vielleicht nur mehr in Büchern und Tablets zu sehen bekommen. Es ist auch nicht weiter schlimm, wenn wir trotz Überfischung der Meere unseren Fischkonsum durch den Import von mit mikroplastikverseuchten Fischen aus den Ozeanen, oder mit Qualitätsfischen aus Aquakulturen aus dem fernen Osten und Lachsfarmen aus dem Norden, wo der Einsatz von Antibiotika an oberster Stelle steht, stillen. Aber egal, erfinden wir doch ein weiteres undurchschaubares Siegel und kleben es einfach nach dem Transport auf die Verpackung. Die Konsumenten und Wähler werden es schon glauben.
Es ist traurig und eigentlich zum Schämen, wie mit uns Fischer umgegangen wird und wie man uns im Stich lässt. Die ständig wechselnden und an die Situation angepassten Vorwürfe gegen uns werden ja sehr medienwirksam verpackt. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel ist es uns meistens nicht möglich, in diesem Ausmaß konstruktiv dazu Stellung zu nehmen. Unsere Gesellschaft wird daher sehr einseitig mit falschen Tatsachen auf eine Seite gezogen und wir Fischer gleichzeitig in ein schlechtes Licht gerückt.
Absurd sind Aussagen wie der Fischotter selektiere bei der Futteraufnahme und bediene sich nur an nicht heimischen und kranken Fischen. Oder die Fischer sind durch ihren Besatz selber schuld an der massiven Ausbreitung des Fischotters. Sie sollen weniger in die Gewässer besetzen, dann verschwinde das Problem auch wieder von alleine. Aber auch das Argument, dass der Rückgang unserer Fischbestände auf den Verbau der Gewässer und nicht auf den Fischotter und Co. zurückzuführen sei, ist so nicht richtig. Ja es stimmt natürlich, dass Fischbestände massiv unter der Verbauung unserer Gewässer massiv gelitten haben. Doch dagegen unternimmt man bereits seit einigen Jahren etwas.
Es werden Gewässer gem. EU-Vorgaben mit Steuergeldern zurückgebaut und revitalisiert. Und es ist auch anzumerken, dass wir Fischer in den vergangenen Jahrzehnten trotz dieser Umstände und den eingeschränkten Lebensräumen einen konstanten Fischbestand aufgebaut und auch gesichert haben. Dieser würde sich nun aufgrund der Renaturierungen weiter und auch noch schneller erholen sowie stabilisieren. Das ist auch mitunter ein Grund für solche Rückbauten. Doch die völlig aus der Kontrolle geratenen Verbreitung des Fischotters versetzt den Fischen nun den letzten Todesstoß.
Sieht man dieser Tatsache – nach Abnehmen der rosaroten Brille – nun ins Auge, sollte man feststellen, dass der Mensch bei der Regulierung dieses Wildtieres eingreifen, es aber nicht ausrotten muss. So wie er es auch im Wald macht. Denn eine spezielle Tierart auf Kosten anderer Tierarten um jeden Preis und mit allen Mittel zu schützen ist der falsche Weg. Wir leben in einer Kulturlandschaft und trotz Umdenken und Rückbauten unserer Umgebung werden wir keine Urlandschaft mehr bei uns haben können.
Im Jahr des 129-jährigen Bestehens unseres Vereins und des 40-jährigen unserer Fischzucht bleibt uns – dem Salzburger Sportfischerei-Verein – somit nur mehr zu sagen: Lebewohl heimischer Fischbestand!
Wir bedanken uns sehr herzlich beim Landesfischereiverband Salzburg für die jahrzehntelange finanzielle Unterstützung unseres Äschenprojektes. Danke auch an unsere Partner der Peter-Pfenninger-Schenkung und der Fischzucht Kehlbach sowie an alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer und Mitglieder. An sie ergeht auch die Bitte um Verständnis für die Beendigung dieser Bewirtschaftungsmaßnahme.
Mit einem verzweifeltem und nicht hoffnungsvollen Petri Heil,
Werner Schörghofer – Obmann Salzburger Sportfischerei-Verein